Wir stellen fest, dass man mehr hin und her fährt, wenn einem ein Land gut gefällt. In Namibia war es so und hier geht es uns ähnlich. Wenn wir Informationen über schöne Orte erhalten, fährt man halt nochmal zurück. Und während wir noch dabei waren, den letzten Bericht zu veröffentlichen erhielten wir die Nachricht, dass der Lockdown aufgehoben wurde und unser Radius erweiterte sich plötzlich drastisch ?.
Doch zuerst ging es für uns an die nördliche Küste nach Malindi. Eigentlich ein kleiner unscheinbarerer Ort, der aber wohl der italienischen Mafia früher zur Geldwäsche diente. Die Italiener sind immer noch stark vertreten und daher wird man hier oben heute noch auf der Straße mit Chiao begrüßt und kann gut italienisch Essen gehen. Wir haben eine sehr nette Unterkunft gefunden und einen Bungalow im Garten eines dänisch ugandischen Paares bezogen. Da wir noch zur Insel Lamu wollten, konnten wir hier auch unser Auto stehen lassen.
Lamu ist eine sehr kleine Insel ohne Autos und nur mit kleinen Booten erreichbar, die auch zwischen den beiden Orten und dem Flughafen (der wiederum auf einer Nachbarinsel liegt) verkehren. Wir hatten uns zum Glück eine Unterkunft in Shela gesucht, einem malerischen kleinen Ort mit engen Gassen, die zumeist betoniert aber zumindest jeden Morgen gesäubert wurden. Gesäubert vor allem von Eselmist. Esel die überall auf der Insel leben und sich dem Stadtleben soweit angepasst haben, dass sie sich überwiegend von Papier und Pappe ernähren. In Lamu Stonetown finden sie allerdings auch anderen Unrat und die Stadt haben wir als dreckig und etwas nervig empfunden. Natürlich sind auch hier derzeit nur wenige Touristen. Durch den Lockdown war der Flugverkehr eingestellt und es kam gar keiner mehr, daher waren wir gefundene Beute für die vielen Guides und Bootskapitäne. In Shela ging es ruhiger zu und die einheimischen boten sich nicht als Guides an und wiesen einem doch immer wieder den richtigen Weg im Labyrinth der Gassen. Aber erstmal mussten wir hin kommen. Für den Rückweg hatten wir einen sehr günstigen Flug gefunden und da die Parkplatzsituation am Hafen auf dem Festland sehr unsicher war, entschieden wir uns für einen Minibus, der unterwegs keine weiteren Personen aufgabelte. Die Strecke ist mittlerweile durchgehend asphaltiert und es gibt einige Militärposten wegen der Nähe zur Somalischen Grenze. Einen Teil der Strecke ging es auch nur im Militär Konvoi, der sich allerdings nach ca. 2 km wegen unterschiedlicher Geschwindigkeiten wieder auflöste. Wie wir auf Lamu erfuhren, gab es diesen Konvoi auch erst seit dem die Straße geteert war und es für das Militär einfacher ist ;-). Auf dem Rückweg hatten wir dann unseren ersten platten Reifen auf der ganzen Reise: Am Flugzeug musste in Lamu erst mal der Reifen gewechselt werden!
Über Garisa (auf dieser Strecke war wieder erstaunlich wenig Militärpräsenz) ging es dann noch mal in den Norden bis kurz vor Marsabit zum Reteti Elephant Sanctuary, einem Waisenhaus für Elefanten und wirklich empfehlenswert. Reteti wird informiert, wenn ein Elefantenbaby von seiner Herde getrennt wurde und z.B. nicht alleine aus einem Matschloch heraus kommt. Die Mitarbeiter „retten“ das Kleine dann und beobachten es 72 Stunden ehe es zur Sanctuary transportiert wird. Im glücklichsten Fall holt die Mutter es wieder ab, sonst kommt es für 3 Jahre in die Auffangstation und wird dann wieder ausgewildert. Schon die 20 Km zur Station hin war schönste Offroadpiste und die gepflegte Anlage liegt dann in einer tollen Landschaft, in der die Elefanten direkt vor Ort ohne weiteren Transport ausgewildert werden. Aber bis dahin gibt es alle 3 Stunden eine Flasche Milch und das Buschland darf nur dazwischen erkundet werden. Wir durften 3 mal der Fütterung zusehen (OK, die nächtlichen haben wir verschlafen…) und es war jedes Mal eher eine Raubtierfütterung. Die „Babys“ von mind. 300 KG schubsten sich gegenseitig weg, nur um als erstes die Flasche zu ergattern oder evt. doch noch eine zweite zu bekommen, dabei machten sie ein Radau wie die Großen. Wenn sie dann den Busch erkunden, durften wir bei den unter 1 jährigen auch schon mal Streicheleinheiten verteilen und der Rüssel erkundet frech die neue Person. Mit dem Gedächtnis haben wir jetzt vielleicht Freunde fürs Leben gefunden und sie erkennen uns x Jahren wieder!?
Bei der weiteren Planung bzw. spontanen Richtungsentscheidung hatten wir mal wieder erhebliches Glück. Statt erst nach Nairobi zu fahren bogen wir zum Lake Baringo ab. Während Nairobi im Regen versank und Tiefgaragen voll Wasser liefen, machten wir bei Sonnenschein eine Bootstour auf dem See. Die Wasserstände sind in den letzten Jahren stark gestiegen und etliche Camps und Lodges haben ihre Grundstücke und Gebäude verloren. Genau wie der Lake Naivasha liegt der Lake Baringo im ostafrikanischen Grabenbruch und durch die Verschiebung der Platten steigt das Wasser. Der Lake Baringo hat zusätzlich keinen Ablauf in Form eines Flußes und es wird vermutet, dass es einen unterirdischen Abfluss gibt, der sich immer mehr verschließt.
Am Lake Naivasha genossen wir einige Tage auf dem Gelände der Sanctuary Farm, in der sich nicht nur der Fußballplatz mit den wilden Tieren geteilt werden muss, sondern es auch sein kann das das Zebra nachschaut, was es heute zum Essen gibt. Nachts hörten wir Hyänen und die Nilpferde grasten um uns herum. Die Aussage, die Nilpferde kämen aber nichts ins Camp, erwies sich schon in der ersten Nacht als falsch und wir erblickten unmittelbar eines am Auto. Wie schön es doch ist, weit oben im Dachzelt zu liegen ? Tagsüber spielten dafür die Impalas verrückt, da gerade Brunftzeit ist.
Auch das Wohnhaus von Joy und George Adamson, die in den Sechzigern durch ihre Löwin Elsa und dem Buch Born free bekannt wurden, liegt hier am See. Nachdem Museumsbesuch wird man sogar im Garten mit High Tea und Biskuit belohnt.
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