Nach fast 2 Monaten in Tansania warten wir nun auf das Ergebnis unseres Corona Tests und wollen weiter nach Kenia reisen. In Tansania haben wir sehr viele freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen, aber es wird wohl nicht unser Lieblingsland auf dieser Reise werden. Vieles was wir in Mosambik erwartet haben, haben wir hier gefunden. Die ersten 1.500 km bis Dar es salam gab es keine Supermärkte und für uns einfache Dinge wie Käse oder eine Dose gehackte Tomaten waren gar nicht oder nur sehr schwer zu finden. Plötzlich mussten wir mit einem Bündel Bargeld durch die Gegend laufen, da keine einzige Tankstelle Kartenzahlung akzeptiert. Das Bargeld der Touristen möchte hier allerdings jeder gerne haben, vor allem der Staat. Wir sind an über 100 „Verkehrskontrollen“ vorbei gefahren und fast alle Polizisten hatten das Gerät für das Ticket schon griffbereit in den Händen. Unsere Reisegeschwindigkeit betrug nach den ersten Tagen und unserer ersten Strafe (moderate 11 €), sowie einer wegdiskutierten Strafe, konstante 45 Stunden km ?
Bei den Nationalparks gibt es, wie überall im südlichen Afrika, Preise für einheimische und Ausländer, allerdings ist die Spanne dazwischen doch unverhältnismäßig hoch. In einem relativ günstigen Nationalpark würden wir 35 USD pro Person zahlen, für unser Auto 150 USD, fürs Camping pro Person nochmals 30 USD und auf alles dann noch 18 % Mehrwertsteuer. Also pro Tag 330,40 USD bzw. in der Serengeti 413 USD!!
Im Sommer dieses Jahres werden die Gebühren in den Nationalparks nochmals angehoben, was in der derzeitigen Situation auch in der Tourismusbranche auf Unverständnis trifft. Wir haben uns dafür entschieden diese Preispolitik zu boykottieren und werden für den gleichen Betrag 3-4 Tage die Nationalparks auf der kenianischen Seite besuchen.
Gestern stand auch mal wieder Wellness für Sandfloh auf dem Programm und so hielten wir beim ersten Car Wash und fragten nach dem Preis (bisher haben wir ca. 1 € bezahlt) und sollten fast 6 € bezahlen. Dachten wir noch, wir hätten ihn nicht richtig verstanden, wollte der nächste 9 € haben und wunderte sich, dass wir gar nicht erst anfingen zu handeln. Der dritte überraschte und dann mit 2 € und wir hatten noch jede Menge Spaß dabei. Bitte versteht uns nicht falsch, jeder muss hier überleben und versuchen Geld zu verdienen und wir zahlen auch gerne entsprechend der Leistung. In den letzten 2 Wochen haben wir auch landschaftlich noch ein ganz neues Tansania kennen gelernt und das umfahren der Nationalparks wurde mit jeder Menge freilebender Wildtiere belohnt.
Von Dar es salam ging es die Küste hoch durch Bagamoyo und Tanga. In beiden Städten kann man noch einige Kolonialbauten aus deutscher Zeit finden und gerade in Bagamoyo erhält man dabei auch noch interessante Einblicke in die heutige Zeit. An dem Tag als wir da waren, wurden den ganzen Tag am Strand gelbe Kanister von den Dhaus ans Ufer getragen und nachmittags auf LKWs geladen. Wir erfuhren, dass es sich um Speiseöl handelt, welches aus Saudi Arabien nach Sansibar verschifft und dort wegen einem niedrigeren Einfuhrzoll gelöscht wird. In den kleinen Dhaus geht es dann aufs Festland und von dort werden die Kanister per LKW ins ganze Land transportiert.
Für uns ging es dann von der Küste in die Ost Usambara Berge ins Amani Nature Reservat, wo es noch einen richtigen Regenwald gibt.
In den West Usambara Bergen entpuppten sich unsere „Spaziergänge“ eher als Kletterpartien auf die jeweiligen Aussichtsfelsen. Beim zweiten Mal war unser Gastgeber Nick vom Paradise Eco Camp dabei und ohne ihn hätten wir den Weg (Weg?) nicht gefunden. Die letzten Meter zogen wir uns mehr an Grasbüscheln und Wurzeln hoch, als das wir noch wanderten, aber der Blick war dann atemberaubend.
Auch eine Umrundung des Kilimanjaros durfte nicht fehlen, auch wenn er sich überwiegend in den Wolken versteckte. Werden die Berghänge im Westen noch stark landwirtschaftlich genutzt, wachsen im Norden überwiegend Nadelbäume und man könnte auch durch die Alpen fahren. Ab 1.600 m scheinen hier Pudelmützen zur Schuluniform zu gehören und die kleinen Zwerge sahen sehr putzig aus. Allerdings wäre es uns bei immer noch 26 Grad mit Mütze definitiv zu heiß.
Eine sehr schöne Übernachtung hatten wir dann bei den Masai auf der Monduli Juu Bush Campsite mit Blick über das weite Tal und dem Engaruka Basin. Bei der Weiterfahrt am nächsten Tag entdeckten wir unsere ersten wilden Tiere inklusive einer großen Zebraherde und begegneten dem ganzen Tag statt Autos nur Masai mit ihren Ziegen und Rinderherden. Landschaftlich war dies eine wirklich tolle Strecke, die nach dem Ruhetag am Lake Manyara allerdings auf dem Rückweg nach Arusha nochmals getoppt wurde. Wir umrundeten den Tarangire NP in der Hoffnung am Rand evtl. Elefanten zu sehen und ca. 50 km südlich des NP, als wir eigentlich nicht mehr damit gerechnet hatten, entdeckten wir plötzlich links und rechts des Weges die Hinterlassenschaften der Dickhäuter und etwas später in den Büschen dann auch wirklich einige Elefanten. Um unseren ersten richtigen wilden Schlafplatz im Busch waren zahlreiche Fußabdrücke der Riesen und anderer Tiere, aber die Nacht blieb ruhig und auf der Fahrt durch die Masai Steppe nach Arusha begegneten wir nochmals vielen Zebras und etlichen Gnus. Es geht also auch ohne Nationalparks und das Erfolgserlebnis die Tiere außerhalb zu entdecken ist noch viel höher ?.
Dies war ein gelungener Abschluss in Tansania und da wir planen, das Land nochmals auf dem Weg nach Sambia zu durchfahren, sind wir gespannt, ob es in den nächsten Wochen einen politischen Wandel auch im Umgang mit Corona geben wird. In Sansibar boomt der Tourismus, aber wir haben auch die Trauer um 2 sehr beliebte Politiker miterlebt (dem Vizepräsident von Sansibar und den amtierenden Präsidenten, der allerdings angeblich an „Herzproblemen“ gestorben ist). Wurde uns bei der Einreise vor 2 Monaten noch vom Grenzbeamten erzählt, dass es in Tansania kein Corona gäbe, sieht man seit einigen Tagen sogar Polizisten mit Maske…
Eine Antwort
Liebe Svenja, lieber Heiko, verfolgen seit Monaten Eure Reise mit Herzblut und vielen Gedanken an Euch. Es war wohl der beste Zeitpunkt in 10/2020 zu starten (gerne zurückgedacht an die Gespräche an unserem letztes Treffen bei Detlef). Eure Berichte und Fotos entrücken uns immer wieder angenehmerweise der Realität vor Ort zu Hause. Wünschen Euch weiterhin eine gute Reise und bleibt gesund. Liebe Grüße Svenja und Christoph